Der Fall "Pizzagate"
Worum geht's?
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Eine kleine Elite sperrt Kinder in Keller ein und der Eingang dazu ist in einer Pizzeria in Washington D.C.? Was nach einer wilden Verschwörungserzählung klingt, ist natürlich auch eine. Aber auch eine Episode, die zeigt, wie schnell aus Erzählungen Gewalt werden kann.
Ihren Ausgangspunkt hat die Erzählung im Jahr 2016. Im US-Wahlkampf traten Hillary Clinton für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner an. Damals wurden die E-Mails des Wahlkampfleiters von Hillary Clinton, John Podesta, gehackt und auf WikiLeaks veröffentlicht. Auf Imageboards wie 4Chan oder 8Chan meinten einiger User*innen in den Nachrichten zwischen Podesta und einem Restaurantbetreiber in Washington D.C. Codes für Menschenhandel und Kindesmissbrauch erkennen zu können.Daraus entwickelte sich die völlig falsche und durch keine Fakten gestützte Behauptung, in der Comet Pizzeria in Washington befände sich der Eingang zu einem unterirdischen Tunnelsystem. Darin würden Hillary Clinton und andere prominente Vertreter*innen der Demokraten Kinder gefangen halten, die sie entweder missbrauchen oder verkaufen würden. Später trat noch die Unterstellung hinzu, sie würden das Blut der Kinder trinken.
Die Verschwörungserzählung kann als Vorläufer der QAnon-Erzählung gelten, in der es auch um die angebliche Verschleppung von Kindern geht, deren Blut den globalen Eliten als Verjüngungsmittel dienen würde. Genauer geht es bei QAnon um den Blutbestandteil Adrenochrom. Was es damit genau auf sich hat und was die QAnon-Bewegung so gefährlich macht, erfahrt ihr u.a. hier. Sowohl die Verschwörungstheorie zu Pizzagate, als auch die Erzählungen rund um QAnon stehen in direkter Linie mit dem antisemitischen Mythos der Ritualmordlegende. Dabei wurde Juden vorgeworfen, sie würden meist christliche Kinder für töten und ihr Blut für religiöse Rituale verwenden.
Wie gefährlich die Wirkung solcher Verschwörungserzählungen noch heute sein kann, zeigte sich am 4. Dezember 2016. Damals stürmte ein mit einem Sturmgewehr bewaffneter Mann die oben erwähnte Comet-Pizzeria. Er gab zwei Schüsse ab, um sich Zutritt zu einem verschlossenen Lagerraum zu verschaffen. Dabei tötete oder verletze er zum Glück aber niemanden. Er glaubte die Verschwörungstheorie und wollte die angeblich gefangengehaltenen Kinder aus dem Keller befreien. Als er feststelle, dass es gar keinen Keller gab, ließ er sich von angerückten Einsatzkräften festnehmen. Dieser Vorfall zeigt eindrücklich, was passieren kann, wenn Menschen an Verschwörungserzählungen glauben und danach handeln.
Side Note:
Bei dem Namen Pizzagate handelt es übrigens sich um eine Anspielung auf den Watergate-Skandal, der den ehemaligen US-Präsidenten Nixon 1974 zum Rücktritt zwang. Seitdem werden politische Skandale oder Affären oft dem Zusatz “Gate” versehen. In diesem Fall setzt es sich also aus Pizza für die betroffene Comet Pizzeria und dem Suffix -gate zusammen.
Zum Weiterlesen:
Ines Eisele für die Deutsche Welle: Faktencheck: Nein, „Pizzagate“ ist nicht real
Gregor Aisch, John Huang und Cecilia Kang in der New York Times: Dissecting the #PizzaGate Conspiracy Theories
Amanda Robb im Rolling Stone: Anatomy of a Fake News Scandal
Nsikan Akpan für PBS: The ver real consequences of fake news stories and why your brain can’t ignore them
Politifact: How Pizzagate went from fake news to real problem for a D.C. business
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QAnon wie Pizzagate basieren auf dem antisemitischen Mythos der Ritualmordlegende, in der Juden vorgeworfen wird, meist christliche Kinder zu entführen und ihr Blut für religiöse Rituale zu verwenden. Dass auch heute vermehrt Jüdinnen und Juden in den Fokus solcher Verschwörungstheorien geraten, unterstreicht deren antisemitischen Charakter.
#gegenjedenantisemitismus #verschwörungstheorien #oyvey #oyveyplattform
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Du willst mehr wissen?
Hier findest du die klassischen antisemitischen Verschwörungsmythen, auf denen diese Erzählung aufbaut.